Archiv für Februar 2010

Martin Aircraft will Raketenrucksäcke in Serie fertigen

Freitag, 26. Februar 2010

Foto: martinjetpack CC BY 2.0 US

Raketenrucksäcke sind in alten (Duke Nukem 3D) und neuen (Starcraft II) Computerspielen ein gern gesehenes Hilfsmittel. Tatsächlich wird das im englischen „Jetpack“ genannte Fluggerät vor allem bei den Außeneinsätzen von Astronauten im Weltall eingesetzt. Einige kommerzielle Anbieter offerieren und entwickelten entsprechende Geräte bereits in den 60er Jahren, wie das amerikanische Unternehmen „Bell Textron“. Einheitlicher Schwachpunkt bis heute ist die kurze Flugzeit von etwa einer halben bis einer Minute.

Der Traum vom Fliegen könnte nun deutlich näher rücken, hat das neuseeländische Unternehmen „Martin Aircraft“ doch angekündigt, sein Jetpack bis Ende des Jahres 2010 in Serie zu fertigen und zu vertreiben.
Der große Unterschied zu den bisherigen Systemen liegt im Antrieb. Beim „Martin Jetpack“ handelt es sich nämlich gar nicht um einen Raketenrucksack, sondern um einen 200 PS Benzinmotor, der zwei senkrecht stehende Propeller antreibt. Mit den beiden Steuerknüppeln kann der Pilot Höhe, Richtung und Geschwindigkeit steuern. Das Leergewicht wird herstellerseitig mit  250 lbs ohne Sicherheitssystem (entspricht etwa 113 kg) angegeben. Der große Vorteil beim zugrundeliegenden Antrieb im Vergleich zu  bestehenden Raktensystemen liegt in der Flugzeit, die durch den klassischen Verbrennungsmotor eine halbe Stunde betragen kann. Als Sicherheitssystem wird ein ballistischer Fallschrim integriert, der ähnlich einem Schleudersitz arbeitet. Das Fluggerät entspricht den Vorgaben der „Ultralight“- Klasse und wird nach ersten Verlautbarungen etwa 100.000 US-$ kosten (rund 74.000 €).

Free Software Foundation wünscht sich von Google VP8 als freien Standardcodec für YouTube

Samstag, 20. Februar 2010

Im August 2009 kündigte Google an, den Video-Codec Spezialisten „On2 Technologies“ für 106,5 Millionen US-$ übernehmen zu wollen.

In den 1990er Jahren entwickelte die junge Firma, damals unter dem Namen „The Duck Corporation“ den Videocodec „TrueMotion S“, der in videobasierten Computerspielen jener Zeit eingesetzt wurde. 2002 wurde der von On2 Technologies entwickelte VP3 Codec samt Quelltext und verbundenen Patenten der freien Software Gemeinde übergeben und stellt seither die Grundlage des weit verbreiteten quelltextoffenen, patentfreien Codecs Theora dar. Die Weiterentwicklung VP6 wurde im Jahr 2004 in Version 8 von Adobes Flash eingefürt und stellt damit bis dato den Standard für Videowiedergabe innerhalb des Flash-Formats. VP7, im Frühjahr 2005 angekündigt, wird im Videokonferenzteil des Messengers Skype eingesetzt. VP8 schließlich, seit Herbst 2008 verfügbar, ist wohl momentan der beste erhältliche Videocodec überhaupt. So zeigen auch Vergleichstests mit H.264 bei gleicher Bitrate eine erheblich bessere Videoqualität.

Nun, am 16. Februar 2010 konnte die Übernahme von On2 Technologies durch Google erfolgreich abgeschossen werden.

Es fällt nicht schwer, sich auszumalen welche Beweggründe Google dazu verleitet haben dürften den Video-Codec Spezialisten übernehmen zu wollen: Google betreibt mit YouTube das größte Videostreaming-Portal der Welt. Im Oktober 2009 gab YouTube bekannt, über eine Milliarde Videoaufrufe täglich zu verzeichnen. Angeblich ist das Portal für 10% des gesamten weltweit versendeten Datenvolumens verantwortlich. Dementsprechend müssen die Hosting- und Traffickosten für den Konzern enorm sein. Schon kleine Einsparungen im Datenvolumen dürften sich ganz beachtlich in den laufenden Kosten niederschlagen.

Nun kommt der, am 16. Februar 2010 von der Free Software Foundation (FSF) abgesendete, offene Brief an Google nicht unbedingt überraschend.
Die FSF fordert Google nunmehr auf, VP8 als freien, quelltextoffenen Codec freizugeben und unter YouTube einzusetzen um damit das Internet von einerseits dem Flash-Format und dem auch im Internet immer populärer werdenden, proprietärem Videocodec H.264 zu befreien.

Die Vorstellung wäre in der Tat verlockend, könnte doch durch den Einsatz der modernen HMTL5- Browser jeder Nutzer ohne das installieren zusätzlich (proprietärer) Software wie Adobes Flash in den Genuss hocheffizienter Videos kommen. Organisationen wie Mozilla oder Wikimedia warten schon sehnlichst auf entsprechende Möglichkeiten. Und auch aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten würde die Freigabe der Schlüsseltechnologie VP8 nicht unbedingt den Firmenwert von Googles jüngster Tochter On2 Technologies neutralisieren. Das hat nicht zuletzt die Freigabe von VP3 als Open Source gezeigt, denn On2 ist heute wohl immer noch Marktführer in Sachen Videokomprimierung.

Laser-Abwehrsystem – gegen Moskitos und Interkontinentalraketen

Sonntag, 14. Februar 2010

Am 11. Februar 2010 stellten die Wissenschaftler von „Intellectual Ventures Lab“ ihr „Photonic Fence“ System zur Moskitoabwehr vor.
Bei dem System handelt es sich um einen Zaun aus Infrarotlicht, der von LEDs an den Zaunpfählen emittiert wird. Reflektierendes Material am jeweils anderen Zaunpfosten sendet das Licht zurück. Eine Kamera am jeweiligen Pfosten überwacht das zurückstrahlende Licht und erkennt Schatten, die bspw. durch ein hindurchfliegendes Insekt erzeugt werden. Wird ein solches erkannt, tastet ein harmloser Laser das Objekt ab. Durch diesen kann die von den Forschern entwickelte Software die Größe und Frequenz des Flügelschlags des Insekts bestimmen. So kann nicht nur bestimmt werden um was für ein Insekt es sich handelt, sondern auch ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Moskito handelt (weibliche Moskitos sind schwerer und weisen langsamere Flügelschläge auf). Das ist auch insbesondere darum nützlich, weil nur weibliche Moskitos den Menschen stechen. Danach durchläuft das System einen Sicherheitscheck, um zu überprüfen, dass sich keine anderen Ziele im Zielbereich befinden. Ein zweiter, deutlich stärkerer Laser erfasst den weiblichen Moskito und zerstört ihn durch Überhitzung. Auch wenn das Sicherheitssystem nicht korrekt arbeiten sollte, ist der zweite, stärkere Laser angeblich durch seine Stärke und Lichtfrequenz nicht geeignet menschliches Gewebe zu schädigen.
Bereits im Jahr 2007 trat die „Bill and Melinda Gates Foundation“ in Kontakt mit „Intellectual Ventures“ um weitere Möglichkeiten im Kampf um Malaria zu finden. Dazu gehören auch Methoden um den Parasiten, bzw. dessen Wirtstier Moskito, direkt anzugreifen. Ende 2006 gab es weltweit etwa 250 Millionen Menschen, die an Malaria erkrankt waren. In Deutschland werden jährlich rund 900 Erkrankte gemeldet. Die Sterblichkeit liegt hier bei 0,3-0,9%. Die meisten Patienten hatten sich zuvor in Zentralafrika aufgehalten.

Ein ganz anderes Ziel verfolgen dagegen die US Air Force (USAF) und ihr Generalunternehmer Boeing. Am 11. August 2010 meldeten sie den ersten erfolgreichen Abschuss einer Rakete, die in etwa 120 km Entfernung gestartet wurde, durch den Laserstrahl einer fliegenden Boeing 747-400F. Ähnlich dem oberen Fall, zerstört der Laser das Ziel durch Überhitzung. Der Treibstofftank des Flugkörpers wird über wenige Sekunden so stark erhitzt, dass dieser explodiert oder die Rakete auseinanderbricht.
Zum Einsatz kommt ein Sauerstoff-Iod-Laser, der unsichtbare Strahlung im Infrarotbereich aussendet. Erstmals wurde beim Prototypen am 15. März 2007 im Flug ein Laser abgefeuert. Falls die weiteren Praxistests erfolgreich verlaufen und die umgebaute Boeing in Dienst gestellt wird, handelt es sich um die erste gerichtete Energiewaffe des US-Militärs.