Archiv für Dezember 2010

Russland: Bis 2015 läuft alles ohne Microsoft

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Foto: www.kremlin.ru CC BY 3.0

Nach Angaben des Brancheninformationsdienstes CNews hat der russische Premierminister Vladimir Putin vor kurzem eine Verordnung unterzeichnet, nachdem alles Behörden ihre Systeme bis 2015 auf freie Software umstellen müssen.

Der Migrationsplan, der von 2011 bis 2015 reicht, ähnelt nach Presseangaben stark dem Projekt, mit dem die Stadt München ihre Verwaltung von Microsoft-Produkten auf Linux in Zusammenspiel mit OpenOffice umstellt.

Durch die Migration sollen jährliche Lizenzkosten in Millionenhöhe eingespart werden. Zudem möchte der russische Staat durch Verwendung quelltextoffener Software die Gefahr von unbekannten Backdoor-Zutritten eindämmen und die Abhängigkeit insbesondere von US-amerikanischen Monopolkonzernen eliminieren, wie einige Medienvertreter spekulieren.

Bereits Mitte des Jahres 2010 hatte die Staatsholding „Russtechnologie“ den Linux Distributor „Alt Linux“ gekauft. Alt Linux ist insbesondere spezialisiert auf kyrillische Schriftzeichen und hatte vor einigen Jahren dazu eng mit Mandrake und SUSE kooperiert. Neben der Desktopversion, die standardmäßig mit KDE als Desktopumgebung arbeitet, gibt es noch eine „Lite“, „Compact“, „Server“ und „Terminal“- Version.

Der Migrationsplan sieht auch die Einrichtung eines nationalen Software-Repositories vor. Bereits vor einigen Monaten berichteten einige Medien, dass die Finanzierung eines nationalen Betriebssystems auf Linux-Basis gesichert sei.

Richard Stallman warnt vor „Careless Computing“

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Nach Ansicht des Gründers und Präsidenten der Free Software Foundation verleitet die Firma Google mit ihrem neuen Cloud-Betriebssystem „ChromeOS“ die Menschen zu einem zu leichtsinnigen Umgang mit ihren Daten.

Richard Stallman in der Universität Oslo am 23.02.2009

Foto: Gisle Hannemyr CC BY SA 3.0

Generell sei die extensive Nutzung von Cloud-Diensten „mehr als dumm“, denn sie bedeute einen Kontrollverlust über die eigenen Inhalte, so Stallman im britischen „Guardian“. Aktuell ist Stallman zunehmend besorgt über Googles ChromeOS, welches basierend auf GNU/Linux so entwickelt und verfremdet wurde, um möglichst wenige Daten und Inhalte lokal auf dem eigenen Rechner zu speichern. Stattdessen werden die Dateien der Nutzer in Googles „Wolke“ gespeichert, auf Servern der Firma an unbekannten Orten. In den USA, so der Gründer des GNU-Projekts, verliere jeder Einzelne auch seine diesbezüglichen Bürgerrechte mit Auslagerung der Dateien, denn wenn diese auf Firmenrechnern gespeichert seien, sei eine staatliche Einsichtnahme ohne Kenntnisnahme des Betroffenen oder einen Durchsuchungsbeschluss, anders als beim eigenen Rechner zu Hause, möglich. Für ihn stellt die Entwicklung eine regelrecht erschreckende Gefahr dar, denn die amerikanische Regierung würde wohl derlei Entwicklungen unterstützen – wegen dem einfachen Zugriff auf die Daten. Je mehr Nutzer ihre „Freiheitsrechte“ insofern freiwillig aufgäben, desto größer sei die Gefahr dass eines Tages die Selbstverständlichkeit, seine eigenen Daten frei und privat aufzubewahren, in Abrede gestellt wird.

Auch in der Presse der letzten Tage gab es wiederholt kontrovers diskutierte Nachrichten über die Verhaltensweise einiger vornehmlich amerikanischer Cloud-Service-Dienste. So stellte Amazon das Hosting für die Enthüllungsplattform Wikileaks ein, nachdem ein amerikanischer Senator dem Unternehmen Verantwortungslosigkeit vorgeworfen hatte. Das Unternehmen berief sich später bei der Kündigung auf seine Geschäftsbedingungen. Auch der Zahlungsdienstleister Paypal stellte seine Überweisungen an die Wau-Holland Stiftung ein. Ein Mitarbeiter der Firma ließ auf der Messe „Le Web“ in Paris verlauten, dies sei auf Druck des Außenministeriums der USA hin geschehen. Nur kurze Zeit später wurde in einer Unternehmensmeldung der Aussage des Mitarbeiters widersprochen. Bei einer aktuellen Prüfung sei des Konto aufgrund von Verstößen gegen die Nutzungsrichtlinien gesperrt worden.